Gebrauchsanleitung für Flachwinkel-Hobel von Veritas (VERITAS Bevel-Up Planes)
Veritas® Flachwinkel-Hobel sind vielseitige und einfach zu nutzende Hobel. Die Bauweise mit nach oben weisender Fase des Eisens ermöglicht es Ihnen, den Schnittwinkel je nach Bedarf abzuändern, indem Sie den Fasenwinkel des Eisens verändern. Ein kleiner Schnittwinkel von 38° (12° Hobelbett mit 25° Fase) reduziert Faserausrisse in Hirnholz. Größere Schnittwinkel (etwa 50° bei Verwendung eines Eisens mit 38° Fasenwinkel) sind für das Glätten (Putzen) geeignet. Die Flachwinkel-Hobel haben alle ein einstellbares Maul, das bis zu einem schmalen Schlitz geschlossen werden kann um feine Späne mit minimalem Ausriss abzunehmen, das aber auch weit geöffnet werden kann um gröbere Schnitte vorzunehmen. Die Einstellung kann dabei schnell und präzise mit Hilfe des Feststellknopfes und der einzigartigen Einstellschraube vorgenommen werden. Die Eisen sind fein geschliffen und sowohl aus A2-Stahl mit einer Härte von 60 – 62 HRC als auch aus O1-Stahl mit einer Härte von 58 – 60 HRC erhältlich.
Abbildung 1: Teile des Hobels
Lever Cap Knop = Rändelschraube der Klappe
Lever Cap = Klappe
Blade = Eisen
Handle = Griff
Body = Hobelkörper
Mouth Adjustment Screw/Stop = Maulweiten-Begrenzugsschraube
Set Screw = Begrenzungsschraube
Toe Locking Knob = Feststellschraube
Adjustment Mechanism = Einstellmechanismus
Front Knob = (vorderer) Knopf
Fence Mounting Holes = Bohrungen für die Montage eines Anschlags

Einstellen des Eisens
Achtung: Denken Sie daran, dass das Eisen sehr scharf ist. Sorgloser Umgang kann zu schwerwiegenden Verletzungen führen.
Um das Eisen erstmalig einzustellen öffnen Sie das Maul so weit es geht und stellen Sie den Hobel auf eine ebene Holzoberfläche (z. B. ein Abfallstück, möglichst Weichholz). Klemmen Sie das Eisen mit Hilfe der Rändelschraube der Klappe ganz leicht fest (so dass es nicht mehr von alleine rutscht) und stellen Sie es durch drehen der Einstellschraube so weit zu bis es gerade das Holz berührt.
Drehen Sie den Hobel um und fluchten Sie entlang der Sohle um sicher zu stellen, dass die Schneide parallel zur Sohle ist. Stellen Sie wenn nötig noch etwas Eisen zu oder nehmen Sie es etwas zurück. Klemmen Sie das Eisen fest (eine viertel Umdrehung an der Rändelschraube der Klappe sollte reichen – klemmen sie das Eisen nicht zu stark) und machen Sie einen Testschnitt. Wenn alles passt, ziehen Sie die beiden seitlichen Begrenzungsschrauben so weit an, dass diese das Eisen gerade berühren. Das dient nicht dazu das Eisen zu klemmen, sondern ihm eine Führung zu geben, die verhindert, dass das Eisen im Maul seitlich verrutscht. Jede seitliche Einstellung wird von nun an nur noch durch Bewegen des Einstellmechanismus vorgenommen. Das ist ein erheblicher Vorteil gegenüber anderen Bauarten, welche entweder vorne eine eng gefräste Aussparung und somit keine Möglichkeit zur seitlichen Einstellung haben, was dazu führt, dass Sie das Eisen mit einem Winkel von exakt 90° zu den Seiten anschleifen müssen, oder aber genug Platz bieten, damit sich das Eisen seitlich bewegen lässt, was dazu führt, dass Sie jedes Mal wenn Sie die Schnitttiefe ändern, auch die seitliche Einstellung korrigieren müssen.
Sie werden sich sehr schnell daran gewöhnen die Schnitttiefen durch fluchten entlang der Hobelsohle einzustellen. Für sehr feine Späne sind allerdings in jedem Fall Probeschnitte nötig.
Zwei Warnhinweise:
- Die Rändelschraube der Klappe hat einen enormen Hebel. Für normalen Gebrauch reicht es aus Sie nur eine viertel Umdrehung anzuziehen, nachdem Sie das Eisen voll berührt hat. Ziehen Sie sie niemals so fest an wie Sie können, da Sie dabei den Hobel beschädigen könnten.
- Kontrollieren Sie jedes Mal bevor Sie das Eisen zustellen die Maulöffnung um sicherzugehen, dass sie die Klinge nicht gegen das einstellbare Vorderstück schieben. Es ist ganz einfach das Maul so eng zu stellen wie Sie es benötigen nachdem Sie die Schnitttiefe eingestellt haben. In jedem Fall ist es besser wenn das Eisen beim Hobeln stumpf wird und nicht beim Einstellen!
Spiel (im Einstellmechanismus) und wie man es vermeidet
Einstellung des Hobelmauls
Die Maulweiten-Begrenzungsschraube ermöglicht es Ihnen, die Größe des Mauls exakt einzustellen. Wenn Sie die Maulweiten-Begrenzungsschraube einmal eingestellt haben verhindert sie außerdem, dass Sie versehentlich das Vorderstück zu weit zurück schieben, so dass dieses das Eisen berührt, und evtl. beschädigt. Um die Maulweite einzustellen lösen sie zunächst den Feststellknopf (vorderer Griff, oder Rändelschraube – je nach Modell). Halten sie den Hobel dann aufrecht (vertikal) und stellen Sie die Position des Vorderstückes durch rein- oder rausdrehen der Hobelmaul-Begrenzungsschraube so ein wie Sie sie benötigen. Wenn Sie die gewünschte Maulweite erreicht haben, ziehen Sie den Feststellknopf fest, aber nicht zu fest an.
Abbildung 2: Einstellung des Hobelmauls
Toe = Vorderstück
Mouth = (Hobel-) Maul
Toe Locking Knob = Feststellknopf (dieser ist je nach Modell entweder der vordere Griff, oder eine Rändelschraube)
Mouth Adjustment Screw/Stop = Maulweiten-Begrenzugsschraube

Schärfen des Eisens
Abbildung 3: 25° Schneidengeometrie
Bevel = 25° Fasenwinkel (Keilwinkel)
Cutting Angle = Schnittwinkel
Bed Angle = Winkle des Hobelbettes
Es ist schwer zum Fasenwinkel allgemeingültige Aussagen zu machen. Manche Leute halten den Hobel beim Hobeln niemals schräg zur Schnittrichtung. Andere tun dieses immer. Wenn Sie den Hobel normalerweise schräg halten, dann können Sie niedrigere Fasenwinkel verwenden. Wenn Sie nur an astfreiem Kiefernholz arbeiten, dann können Sie sogar sehr niedrige Fasenwinkel verwenden. Nur Sie selber wissen, welches Holz Sie wie bearbeiten. Die Erfahrung wird Ihnen zeigen was funktioniert, und was nicht.

Putzen (Glätten) mit hohen Schnittwinkeln
Das Eisen mit einem Fasenwinkel von 38° ergibt einen Schnittwinkel von 50° (im Englischen üblicher Weise als „York Pitch“ bezeichnet) und ist somit ein hervorragendes Eisen für allgemeines Putzen. Höhere Schnittwinkel erfordern mehr Kraft um den Hobel vorwärts zu schieben. Dieses macht das Eisen mit einem Fasenwinkel von 38° zu einem idealen Ausgangspunkt (im Sinne der Relation zwischen Arbeitsergebnis und Aufwand), wenn Sie schwieriges Holz bearbeiten.

Anmerkung: Sie können aus einem 25°-Eisen einfach ein Eisen mit einem höheren Fasenwinkel machen indem Sie eine passende Mikrofase anschleifen. Der Weg zurück ist jedoch erheblich schwieriger, da wesentlich mehr Material entfernt (abgeschliffen) werden muss. Wenn Sie vor haben, Ihren Hobel für verschiedene Zwecke zu nutzen, dann ist es sinnvoll, mehrere Eisen mit unterschiedlichen Fasenwinkeln zu haben. Dieses gibt Ihnen die Möglichkeit den Schnittwinkel schnell zu ändern, ohne vorher das Eisen neu schleifen zu müssen. Sie können das Eisen so schleifen wie Sie es bei allen anderen Hobeleisen gewohnt sind. Dabei erleichtert Ihnen die Verwendung einer Schleifführung die exakte Einhaltung der Winkel für die Fase und die Mikrofase jedoch sehr.

Hobeln von Hirnholz
- Halten Sie die Schneide so scharf wie möglich.
- Machen Sie feine Schnitte (geringe Spandicke).
- Wählen Sie den Fasenwinkel des Eisens so niedrig wie möglich und vereinbar mit der Stabilität der Schneide. Hierbei kommt es sicherlich auf das Ausprobieren an. Starten Sie mit einem kleinen Fasenwinkel und vergrößern Sie diesen nur, wenn es zu Schneidenausbrüchen kommt. Die Ausbrüche machen sich schnell durch entsprechende Marken (Riefen) auf dem Hirnholz bemerkbar.
- Halten Sie den Hobel schräg. Statt gerade über das Hirnholz zu hobeln, halten Sie den Hobel schräg gegenüber der Schnittrichtung. Das hat genau dieselbe Wirkung wie eine Verringerung des Fasenwinkels, da es den Schnittwinkel reduziert. Wenn Ihr Hobel einen Schnittwinkel von 37° hat und Sie diesen 45° schräg zur Schnittrichtung halten, dann haben Sie das gleiche Schneidverhalten, als wenn Sie den Schnittwinkel des Hobels auf 28° reduziert hätten. Wenn Sie den Hobel noch weiter schräg halten würden – etwa 60°, dann bekämen Sie einen Schnittwinkel von 21°. (Dieses Verhalten ist z. B. in dem Buch von Leonard Lee: The Complete Guide to Sharpening anschaulich beschrieben). Es kommt dabei zu keinen Schneidenausbrüchen, da genau die gleiche Scherkraft auf ein breiteres Stück der Schneide wirkt. Das führt direkt zu einer der wenig bekannten Tatsachen über Werkzeugtechnik: Ein Eisen, dass schräg genutzt wird kann mit einem kleineren Fasenwinkel geschliffen werden als ein Eisen, dass gerade über das Holz geführt wird. Die Schneide des schräg geführten Eisens ist trotzdem stabil und wird nicht ausbrechen.
Zum Hobeln von Hirnholz benötigt man viel Kraft. Deshalb ist es erforderlich, dass das Werkstück stabil eingespannt ist. Wenn es möglich ist, dann spannen Sie das Werkstück so aufrecht in einen Schraubstock, dass es so niedrig ist, dass Sie sicher und bequem arbeiten können. Sie können verhindern, dass die Kante des Werkstückes ausreißt indem Sie ein kleines Abfallstück als Splitterklotz an die Kante spannen.
Abbildung 6: Verhindern von Splittern beim Hirnholzhobeln Workpiece = Werkstück
Scrap Block = Splitterklotz

Pflege und Wartung
Wir empfehlen, dass Sie einmal am Anfang, und dann regelmäßig als Versiegelung eine feine Schicht weiches Wachs auf die Sohle auftragen um das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern und Rost vorzubeugen. Das hat außerdem den Vorteil, dass es als Gleitmittel für einen gleichmäßigeren Schnitt sorgt. Entfernen Sie dazu allen Holzstaub von den relevanten Oberflächen, bringen Sie etwas Wachs auf, lassen Sie dieses trocknen und polieren Sie es mit einem sauberen weichen Tuch. Gleichzeitig entfernen die Lösemittel in dem Wachs alle schädlichen Verunreinigen, die von Ihren Fingern herrühren und zu Korrosion führen könnten. Das ist speziell wichtig bei Hobeln, die an den geschliffenen Oberflächen angefasst werden, etwa wenn Sie diese zum Bestoßen von Gehrungen in der Gehrungslade verwenden.
Denken Sie bitte daran, dass manche Wachse Silikone enthalten, die, wenn sie auf das Werkstück gelangen zu Problemen bei der Oberflächenbehandlung führen können. Nutzen Sie bitte silikonfreie Produkte oder ein Oberflächenversiegelungsmittel für Werkzeuge um diese Probleme zu vermeiden. Beides sind hervorragende Alternativen zu üblichen Wachsen. Entfernen Sie in jedem Fall bevor Sie eine Versiegelung aufbringen alle Fingerabdrücke mit einem Tuch, das mit etwas leichtem Maschinenöl angefeuchtet ist. Entfernen sie alles zurückbleibende Öl bevor Sie dann die Versiegelung auf die Sohle und die Seiten des Hobels aufbringen.
Wenn die Lagerbedingungen feucht oder schwül sind, sollten Sie Ihren Hobel in Ergänzung der weiter oben beschriebenen Behandlung in ein Tuch einwickeln oder in einem Hobel-Aufbewahrungsbeutel aufbewahren. Diese Vorsichtsmaßnahme schützt außerdem vor Beulen und Kratzern.
Nehmen Sie den Hobel gelegentlich auseinander um ihn zu reinigen und an den Stellen, an denen es nötig ist zu schmieren. Entfernen Sie die Klappe, das Eisen, den Einstellmechanismus und das Vorderstück vom Hobelkörper. Reinigen Sie alle Teile mit einem Tuch, das mit etwas leichten Maschinenöl befeuchtet ist. Dem Hobelbett, den Kontaktflächen zwischen dem Hobelkörper und dem Vorderstück, sowie dem Einstellmechanismus (die Achse, das Gewinde und der Mitnehmer) nützt ein wenig Öl um reibungslos zu funktionieren. Sollte es doch einmal zu Rost am Hobelkörper kommen, dann empfehlen wir diesen zunächst mit einem feinen Rostradierer zu entfernen und dann wie weiter Oben beschrieben vorzugehen.
Die glänzende Oberfläche der Messingteile kann wie oben beschrieben gepflegt werden. Wenn Sie eine Patina auf dem Messing bevorzugen, dann lassen Sie einfach die Messingteile ungeschützt, bis der gewünschte Grad von Oxidation erreicht ist. Bringen Sie dann eine Versiegelung auf. Wenn Sie sie doch wieder blank und glänzend haben möchten, dann beleben Sie die Oberfläche einfach mit einer Messingpolitur.
Die Griffe aus Bubinga (afrikanisches Rosenholz) sind lackiert und benötigen zur Pflege nichts weiter als eine gelegentliche Reinigung mit einem sauberen Tuch.