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Einstellung und Gebrauch des Veritas-Ziehklingenhobels

Letztes Einebnen und Glätten von großen, flachen Flächen vor dem Auftrag von Öl oder Lack - das ist die Aufgabe des Ziehklingenhobels. Da er ähnlich aufgebaut ist wie ein Bankhobel, kann er genauso bequem benutzt werden und die große Sohle sorgt dafür, daß die Oberfläche des Werkstücks wirklich glatt wird.

Der Ziehklingenhobel ersetzt nicht den Putzhobel, sondern wird nach ihm verwendet. Die Oberfläche sollte also schon in einem guten Zustand sein, eben so, oder annähernd, wie es mit einem Putzhobel sein soll. Dagegen ersetzt der Ziehklingenhobel das Schleifen, also den Arbeitsgang vor dem Auftrag des Oberflächenmittels (Daß Könner mit dem Putzhobel das letzte Finish machen, soll hier nicht besprochen werden - es ist möglich, aber deutlich schwerer). Schleifpapier zerreißt die Holzfasern, der Ziehklingenhobel schneidet sie. Im Ergebnis sieht es so aus: Der Ziehklingenhobel bringt die Holzmaserung zur Geltung, das Schleifpapier dämpft den lebendigen Ausdruck des Holzes.

Dieser Hobel ist mit einem 73 mm breiten und 1,4 mm dicken Eisen aus Kohlenstoffstahl ausgestattet. Die Fase hat einen Anschliffwinkel von 45°. Das angenehme am Ziehklingenhobel ist, daß man sowohl den Bettungswinkel des Eisens variabel einstellen als es auch im Bereich der Schneide leicht durchbiegen kann, um das beste Ergebnis zu erzielen. Der Bettungswinkel des Eisens ist variabel von senkrecht bis 25° vorwärts. Je stärker man es nach vorne neigt, um so tiefer dringt die Schneide ins Holz ein. Die Standzeit (Zeit zwischen zwei Schärfsessions) können Sie durch größere Neigung des Eisens nach vorne verlängern. Wenn das Eisen im Schneidenbereich durchgebogen wird, haben Sie noch eine zusätzliche Feinabstimmung der Schnittiefe. Außerdem verhindern Sie damit, daß die Kanten des Eisens im Werkstück unschöne Riefen hinterlassen. Letzteres wird bewerkstelligt mit der Rändelschraube, die auf dem Bild unten mit "Blade Bow Thumbscrew" bezeichnet ist.

Als Zubehör gibt es noch ein 3,2 mm dickes Eisen aus A2-Stahl, welches sich nicht durchbiegen läßt und das besonders für extrem wildwüchsiges Holz geeignet ist.

Das Arbeiten mit dem Ziehklingenhobel

Auf den ersten Blick ist ein Ziehklingenhobel ein etwas seltsames Werkzeug und viele Holzwerker, auch solche mit längjähriger Erfahrung, kennen ihn nicht. Warum soll man überhaupt ein solches Gerät benutzen? Und warum ist das Eisen in einem so seltsamen Winkel eingespannt?

Ein genauerer Blick offenbart die Antwort. Die Schneidengeometrie des angezogenen Grats (die Kurve an der Schneide) unterscheidet sich nicht groß von der Schneidengeometrie eines Bankhobels mit richtig eingesetztem Spanbrecher. (Bild links)

Der angezogene Grat am Ziehklingeneisen arbeitet wie ein Hobel, jedoch wie einer, der einen deutlich höheren Schnittwinkel hat als ein normaler Hobel, also statt 45° z. B. 60°. Das heißt, daß die Späne sofort nach der Schneide sich abrupt rollen bzw. kräuseln oder brechen, was beim normalen Hobel erst der Spanbrecher besorgt. Damit wird der Ausbruch von Fasern vor der Schneide des Hobels wirksam verhindert und deshalb ist ein Ziehklingenhobel auch für sehr schwer zu hobelndes wildwüchsiges Holz geeignet.

Schärfen der Klinge

Das Schärfen der Klinge eines Ziehklingenhobels ist der schwierigste Teil beim Lernen des Umgangs mit ihm. Erst wenn Sie verstanden haben, wie eine Ziehklinge arbeitet und wie ein angezogener Grat an der Klinge aussehen muß (siehe Bild oben), sollten Sie daran gehen, eine solche Klinge zu schärfen.

Die Fase des Ziehklingenhobels hat einen Winkel von 45°. Damit unterscheidet sich diese Klinge von frei geführten Ziehklingen oder Furnierschabhobelklingen, die rechtwinklich angeschliffen sind. Der Vorteil des 45°-Anschliffs besteht darin, daß man viel leichter einen Grat anziehen kann, der ziemlich aggressiv schneidet.

Der Grat sollte einen Winkel von ca. 15° haben. Bei 20° besteht bereits die Gefahr, daß das Eisen zu sehr kratzt und weniger schneidet. Das erkennen Sie daran, daß Ihr Ziehklingenhobel Staub produziert statt Späne. Auch kann bei diesem Winkel das Eisen vibrieren. Zu niedriger Winkel wiederum kann bedeuten, daß der Hobel nur über die Holzoberfläche schlittert ohne zu schneiden.

Schritt 1 Vorbereitung:
Bei einem neuen Eisen können Sie diesen Schritt überspringen. Wichtig ist daß daß die Fase des Eisens genau 45° aufweist und gerade ist. Um diese Fase genau herzurichten, spannen Sie die Klinge in einen Schraubstock und nehmen dafür eine 150 oder 200 mm lange Feile. Kontrollieren Sie das Ergebnis mit einem Haarlineal oder einem Winkelmesser und korrigeren Sie gegebenenfalls. Ganz einfach geht es mit dem Veritas Jointer/Edger.

Schritt 2 Schärfen und Abziehen:
Fangen Sie mit einem japanischen Wasserstein Körnung 800 oder 1000 an um die Riefen der Feile zu entfernen. Führen Sie das Eisen so mit der Fase über den Stein, dass deren gesamte Fläche den Stein berührt, solange, bis die Riefen der Feile verschwunden sind. Kontrollieren Sie so oft wie möglich das Ergebnis! Es besteht die Gefahr, dass Sie bei freihändigem Arbeiten die Schneide rund schleifen! Anschließend schleifen Sie die flache Rückseite (Spiegelseite). Wiederholen Sie den Prozess mit einem feineren Stein, zwischen Korn 3000 und Korn 6000. Mit einer breiten Schleifhilfe ist es natürlich viel einfacher! Wenn Sie nicht das Standard-Kohlenstoffstahleisen schärfen, sondern ein dickeres Eisen, welches sich nicht durchbiegen lässt, sollten Sie die Kanten der Schneide runden. Damit verhindern Sie Riefen im Werkstück. Das können Sie natürlich auch mit einem dünnen Eisen tun, was aber nicht notwendig ist. Wenn das dünne Eisen im Ziehklingenhobel gebogen ist, kommen die Kanten mit der Holzoberfläche nicht in Berührung. Das Runden besorgen Sie mit einigen Strichen der Feile. Benutzen Sie anschließend die Schleifsteine, damit die Rundung auch so fein wie möglich wird.

Schritt 3 Grat anziehen:
Benutzen Sie einen Ziehklingenstahl, um einen Grat wie im Bild links zu erzeugen. Das Eisen sollte dabei in einem Schraubstock fest eingespannt sein. Gehen Sie mit dem Ziehklingenstahl 3 oder 4 mal über die gesamte Länge der Schneide und halten sie ihn immer im gleichen Winkel - noch deutlich über 15°. Jetzt heben Sie den Griff des Ziehklingenstahls ein bisschen an und machen weitere 3 bis 4 Züge wie beschrieben. Den letzten Durchgang machen Sie mit möglichst genau 15° gemessen von der Horizontale - so viele Züge wie nötig, in der Regel auch 3 oder 4. Am Anfang sollten Sie vorher einen Keil mit 15° ranhalten oder einen Winkelmesser, bis Sie ein Gefühl für den richtigen Winkel kriegen.
Hinweis: Vor dem Anziehen des Grates holen Sie sich mit der Fingerspitze von der Nasenseite oder von hinter dem Ohr etwas Fett (ja da ist eine natürliche Fettquelle) und bestreichen Sie damit vorsichtig das Eisen im Bereich des geplanten Grats. Der Ziehklingenstahl läuft dann leichter.
Hinweis zum Zahneisen: Auf KEINEN FALL die Rückseite (Spiegelseite ) schleifen! Damit zerstören Sie nur die Spitzen, die das Schneiden besorgen! Schleifen Sie nur die 45°-Fase.

Eisen einstellen

Jetzt können Sie Ihren Hobel einrichten! Wenn der Grat des Eisens ca. 15° aufweist, stellen Sie den justierbaren Frosch (das Teil, welches das Eisen hält, auch Hobelbett genannt) etwa 5° nach vorwärts geneigt ein, wie auf dem unteren Bild gezeigt. Benutzen Sie dazu die Rändelschrauben. Achten Sie darauf, dass die untere Rändelschraube, mit der man des Durchbiegen des Eisens vornimmt, so weit zurückgedreht ist, dass sie nicht mehr in die Eisenaufnahme hineinragt. Stellen Sie den Ziehklingenhobel auf ein flaches Holzbrett. Führen Sie das Eisen mit der Fase nach hinten ein (siehe Bild), so dass es auf dem flachen Holzbrett aufliegt. Jetzt drehen Sie die Rändelschraube der Klappe zurück um das Eisen zu fixieren. Nicht zu fest - eine viertel Umdrehung nach Berührung reicht in der Regel! Jetzt ist die Schneide auf gleicher Höhe wie die Sohle. Das Eisen kommt dann aus der Sohle raus, wenn Sie den Frosch um ca. ein halbes Grad weiter nach vorne neigen. Dazu lösen Sie einfach die hintere Froschfeststellschraube und ziehen anschließend die vordere an. Das Eisen neigt sich nach vorne und die Schneide kommt aus der Sohle raus. Jetzt können Sie mit dem Hobel arbeiten. Machen Sie einige Testschnitte, um mit ihm vertraut zu werden. Nach und nach wird der Grat an der Schneide stumpf. Die Standzeit können Sie verlängern, indem Sie nun den Frosch weiter um ein halbes Grad nach vorne neigen. Das können Sie mehrfach wiederholen, bis Sie selbst das Gefühl haben, jetzt geht es nicht mehr. Dann muss das Eisen neu geschärft werden wie oben beschrieben. Der Frosch muss dann natürlich auf die ursprünglichen 5° zurückgestellt werden.

Eisen durchbiegen

Die oben genannten Schritte zur Hobeleiseneinstellung gelten sowohl für das 1,4 mm Eisen als auch für das 3,2 mm dicke. Bei Benutzung des dünnen Eisens haben Sie noch die Möglichkeit es etwas durchzubiegen, um eine leicht gerundete Schneide zu erhalten. Drehen Sie dafür die Rändelschraube ganz unten am Frosch so weit an das Eisen heran, bis es von der Schraube berührt wird. Nun nehmen Sie den Hobel mit der Sohle nach oben in die Hand, peilen mit dem Auge entlang dieser Sohle und ziehen Sie die Schraube leicht an. Sie werden sehen, wie ein leichter Bogen an der Schneide entsteht, ohne daß die Kanten hervortreten. Machen Sie ein paar Testschnitte und Sie werden sehen, was für ein angenehmes Arbeiten das ist. Je stärker Sie die Schraube andrehen, umso aggfressibver wird der Schnitt. Auch hier gilt: nicht mit Gewalt überdrehen!

Pflege

Der Hobelkörper ist aus Eisenguß und mit Rostschutz behandelt. Mit einem Lappen getränkt mit Testbenzin oder Terpentin entfernen Sie diesen Rostschutz. Gelegentlich sollten Sie mit einigen Tropfen Öl die mechanischen Teile beweglich halten und bei längerem Lagern die Öberfläche mit Öl einsprühen.

Wenn der Hobel in feuchtem Klima aufbewahrt wird, sollte er nicht nur gut eingeölt, sondern auch in ein Tuch oder in Ölpapier eingewickelt werden. Im Öl oder im Ölpapier sollte möglichst kein Silikon enthalten sein, denn kommt dieses auf die Holzoberfläche, hält an dieser Stelle kein Lack. Sie können das Öl, das wir zur Werkzeugpflege anbieten, ohne Bedenken benutzen. Sollte sich mal Rost angesetzt haben, ist dies kein Unglück, nehmen Sie einen handelsüblichen Rostlöser.

Die glänzenden Messingteile bekommen natürlich mit der Zeit ihre Patina. Das ist normal nur die meisten Anwender sind bereit, dies hinzunehmen. Wenn Sie es trotzdem wieder glänzend haben möchten, benutzen Sie eine Messingpolitur. Die Palisanderknöpfe sind lackiert und brauchen nicht mehr Pflege als gelegentliches Abwischen mit einem trockenen Tuch.

© Veritas.Inc.
Text leicht geändert und übersetzt von Dieter Schmid