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Bau eines japanischen Hobels

Der japanische Hobel – Geschichte und ästhetische Würdigung

Hobel kommen in Japan erst viel später als in Europa auf, etwa um das Jahr 1500. Bis dahin wurden Flächen mit einem sog. Lanzenhobel, dem yari ganna geputzt. Der Lanzenhobel mit kurzer leicht gekrümmter Klinge am Ende eines langen Stiels wird beidhändig über das Holz gezogen. Er hinterlässt eine glatte aber leicht gerillte Oberfläche. Die Vorbilder für einen Hobel mit fest stehendem Eisen und gerader Schneide sollen aus China und Korea stammen. Mit ihnen war es erst möglich, die Oberflächen wirklich plan zu bearbeiten. Mit Spanbrecher werden Hobel in Japan erst seit Ende des 19. Jahrhunderts ausgestattet, Vorbilder hierfür waren wahrscheinlich westliche Werkzeuge.

In seiner reduzierten kubischen Form steht der traditionelle Handhobel stellvertretend für viele Beispiele japanischen Designs. Bei aller Primitivität überrascht er aber doch mit Höchstleistungen. Er besteht nur aus zwei, maximal vier Teilen: dem niedrigen Hobelkörper und einem dicken, leicht konisch gearbeiteten Hobeleisen, sowie ggf. noch einem Spanbrecher und einem Widerlager. Es gibt weder einen Schlagknopf noch einen Handschoner, der japanische Hobel kommt ohne "Hörnchen" aus und kennt auch keine Feinjustierung per Schraube. Seine Handhabung und vor allem die Einstellung mit dem Hammer erfordert meist längere Gewöhnung und Übung, die besten Resultate erreichen Sie mit ihm bei Weichhölzern. Dank seiner geringen Höhe und des niedrigen Schwerpunkts liegt er satt auf und kippelt nicht. Man bewegt sich mit dem japanischen Hobel viel näher am Holz als bei seinen westlichen Verwandten.

Holzauswahl

In Japan wird für den Bau von Hobeln traditionell das Holz des Kashi-Baums, eines immergrünen Laubbaums verwendet. Durch seine hohe Härte nutzt sich die Hobelsohle kaum ab. Dank der hohen Zähigkeit und Spaltfestigkeit wird der Hobelkörper kaum reißen. Schließlich macht auch die relativ helle Farbe des Holzes Sinn, denn das dunkle Hobeleisen ist aufgrund des Kontrastes immer gut einzusehen. Verwenden Sie also einen Rohling aus Kashi oder nehmen Sie ein besonders gut abgelagertes einheimisches Holz mit ähnlichen Eigenschaften, wie etwa spannungsfreie Rotbuche, Weißbuche oder feinjähriges Ahornholz.

Besondere Sorgfalt verlangt die Auswahl des Materials. Es sollte möglichst geradwüchsiges und spannungsfreies Holz sein, das über mindestens ein bis zwei Jahre getrocknet wurde. Die "linke" Seite, also die dem Herz abgewandte Seite bildet die Hobelsohle, die "rechte" Seite weist nach oben. Bei einem möglichen Nachtrocknen des Materials wird die Sohle also leicht hohl werden. Die Holzfasern verlaufen entweder parallel zur Hobelsohle oder sind leicht zum Eisen hin geneigt. Durch eine solche Neigung gleitet der Hobel besser und seine Sohle nutzt sich weniger ab. Die beiden Enden des dai genannten Hobelkörpers tragen übrigens die Bezeichnungen "atama" oder Kopf und "shiri" oder Hintern.

Hinweis: die Arbeitsschritte wurden in der Werkstatt Inomoto in Sanjo dokumentiert, die sich ganz auf die Herstellung von Putzhobeln spezialisiert hat. Von Herrn Inomoto stammen auch die Vorlagen zu den Skizzen der einzelnen Arbeitsschritte.

Anriss

Markieren Sie zunächst die Position des Mauls an der Unterseite (Sohle) des Hobelkörpers. Die Länge wird so aufgeteilt, dass 60% vor dem Hobeleisen liegen und 40% hinter ihm. Riss A.

Legen Sie den Hobelkörper nun auf die Seite und markieren die Neigung des Hobeleisens. Japanische Putzhobel, mit denen Weichholz bearbeitet wird, haben eine Neigung von 38-40 Grad, für Hartholz wird eine Steigung von 42 Grad empfohlen. Der japanische Hobelbauer markiert die Neigung mit seinem Zimmermannswinkel. Sie können auch einen Winkelmesser verwenden. Riss B.

Legen Sie nun Ihr leicht konisches Hobeleisen auf die Flanke des Hobelkörpers. Die Spiegelseite des Hobeleisens liegt am Riss B. Legen Sie das Hobeleisen so auf, als würde es nur zu etwa 80% in dem Hobelkörper stecken. Das Eisen soll später fest/stramm sitzen.

Reißen Sie nun auch die Rückseite des Hobeleisens auf der Flanke des Hobelkörpers an. Riss C.

Übertragen Sie nun den Fußpunkt von Riss C auf die Hobelsohle, Riss D.

Fällen Sie nun vom Fußpunkt von Riss C auf der Flanke des Hobelkörpers ein Lot, Riss E.

Übertragen Sie diesen Riss von E schließlich auch auf die Oberseite des Hobelkörpers, Riss F. 24 mm in Richtung des "Hintern" wird dann auf der Oberseite noch Riss G markiert.

Dann wird noch das "dicke" Ende des Hobeleisens auf der Oberseite des Hobelkörpers angerissen, Risse H und I. Bei diesen beiden Rissen ist besondere Vorsicht geboten. Wird die Nut für das Hobeleisen zu breit ausgestemmt, sitzt es locker und der Hobel ist nicht zu gebrauchen. Sie müssten ihn dann aufwändig auffüttern.

Prüfen Sie nun Ihr Hobeleisen und messen Sie, wie tief die Rückseite des Eisens ausfällt. Die "shakumi" genannte konkave Krümmung fällt je nach Schmied und Eisen unterschiedlich aus, meist liegt der Wert bei etwa 0,5 mm. 

Reißen Sie nun diese Krümmung des Eisens oben auf dem Hobelkasten an, Riss J.

Markieren Sie auf beiden Flanken des Hobelkörpers noch die vordere Schräge des Spankastens, das erleichtert später das Ausbohren und Nachstechen, Riss K. Dieser Riss trifft an der Sohle genau auf den Fußpunkt von Riss C.

Legen Sie das Hobeleisen nun oben auf den Hobelkörper und übertragen im Bereich der Nuten seine Breite, Risse L.

Legen Sie nun den Spanbrecher mittig auf den Hobelkörper und markieren auch seine Lage, Risse M. Zwischen Spanbrecher und Riss M soll etwa ein halber Millimeter Luft sein, damit die Klappe später seitlich im Spankasten etwas Spiel hat.

Markieren Sie auf der Oberseite des Hobelkörpers mit Streichmaß und Anrissmesser die Begrenzung des Spankastens. Verlängern Sie dabei die kurzen Markierungen M zu den Rissen N.

Schließlich werden noch die Breite des Hobeleisens und des Spankastens an der Sohle des Hobelkörpers angerissen. Markieren Sie hierzu die Risse L und M.

Ausarbeiten

Wir beginnen damit, das Hobelmaul an der Sohle des Hobels einige Millimeter tief auszustemmen.

Vorsicht, das Maul wird vor der Schneide, also an der dem „Hintern“ des Hobelkörpers zugewandten Seite, schräg gestemmt.

An der Oberseite kann der Spankasten nun mit der Ständerbohrmaschine vorgebohrt und dann ausgestemmt werden.

Beim Stemmen können Sie mit dem Auge über die Risse C und K peilen, die Sie auf den Flanken des Hobels markiert haben.

Die Nuten für das konische Hobeleisen werden nun mit einer schmalen Säge eingeschnitten und dann mit dem Lochbeitel vorsichtig ausgestemmt.

Reißen Sie die Position des Widerlagerstiftes auf einer Wange des Hobelkörpers an. Dieser Stift wird auf zwei Drittel Höhe des Hobelkörpers eingelassen. Wenn Sie die Position anreißen, sollte der Spanbrecher etwa 6 mm von der Sohle zurückgesetzt werden, ansonsten wird sich der Spanbrecher später nicht stramm einsetzen lassen.

Tuning

Zur Feinjustierung streicht der Hobelbauer die Rückseite des Hobeleisens über einen ölgetränkten Ballen. Wenn er das Eisen dann in die Nut schlägt und wieder löst, kann er genau erkennen, wo es Kontakt mit dem Hobelkörper hat und wo noch ggf. Material abgearbeitet werden muss. Diese Auflagefläche für das Hobeleisen wird leicht ballig ausgearbeitet. Ein solches Markieren und Nachjustieren wird bis zu 30mal vorgenommen, nehmen Sie sich also die Zeit, um dem Eisen in aller Ruhe einen perfekten Sitz zu geben.

Um Reibung zu verringern, wird die Sohle in Japan leicht hohl gearbeitet. Bei einem normalen Putzhobel wird am "Hintern" und vor dem Hobelmaul ein 1-1,5 cm breiter Streifen stehen gelassen und die übrige Sohle um "Papierstärke" abgearbeitet. Besonders leicht geht dies mit einem speziellen dai-naoshi-ganna (wörtlich: ein Hobel zum Tunen des Hobelkörpers). Bei diesem Hobel steht das Eisen fast im rechten Winkel zur Sohle, ähnlich wie bei unseren Zahnhobeln.

Die Breite des Hobelmauls ist von der Verwendung abhängig. Wenn Sie den Hobel zum Putzen gebrauchen, halten Sie den Schlitz zwischen Schneide und Vorderkante des Hobelmauls möglichst klein. Beginnen Sie beim erstmaligen Einstellen zunächst mit einem schmalen Maul von etwa einem halben Millimeter, Sie können es bei Bedarf später immer noch verbreitern. Wird mit Spanbrecher gearbeitet, hat das Maul hier im Querschnitt eine Neigung von 80 Grad.