| Stemmeisen für präzise Holzbearbeitung

Stemmeisen

Ein Stemmeisen kann seine Stärken nur dann entfalten, wenn es entsprechend seiner Bestimmung eingesetzt wird. Hochwertige, fein geschliffene Eisen sind für präzise Holzbearbeitung in der Werkstatt konzipiert und weniger geeignet für den Einsatz auf der Baustelle – etwa dort, wo Schmutz, Zementreste oder erhöhte Diebstahlgefahr eine Rolle spielen. Umgekehrt sollten feine Holzarbeiten mit einem dafür geeigneten, entsprechend ausgeführten Werkzeug erfolgen.

Entscheidend für die Leistungsfähigkeit eines Stemmeisens ist ein sauberer, scharfer Schliff. Von der Verwendung trocken laufender Schleifmaschinen wird abgeraten, da die dabei entstehende Hitze den Stahl weich macht und die Standzeit erheblich verkürzt. Einige Hersteller bewerben ihre Werkzeuge als „gebrauchsfertig geschärft“. Dennoch empfiehlt es sich, vor dem ersten Einsatz die Spiegelseite (die flache Rückseite) plan abzurichten. Nur so kann das Eisen später zuverlässig geschärft und abgezogen werden. Im Anschluss werden die Fase geschärft und beide Seiten sorgfältig abgezogen. Für gleichmäßige Ergebnisse bietet sich eine Schleifführung an – insbesondere bei der Herstellung oder Korrektur der Fase.

Eigenschaften von Kohlenstoffstahl und legierten Stählen
Viele ältere Stemmeisen – etwa solche, die auf Dachböden oder in Werkstattbeständen wiederentdeckt werden – zeichnen sich durch gute Schärfbarkeit und lange Standzeiten aus. Meist handelt es sich dabei um Werkzeuge aus unlegiertem Kohlenstoffstahl. Diese Stähle enthalten keinen zusätzlichen Legierungsanteil und weisen typischerweise einen Kohlenstoffgehalt von bis zu 1,7 % auf. Ihre Vorteile liegen in hoher Härte und sehr guter Schärfbarkeit. Nachteile sind eine gewisse Sprödigkeit, geringe Hitzebeständigkeit und mangelnde Korrosionsbeständigkeit.

Zur Verbesserung dieser Eigenschaften kommen heute vielfach legierte Stähle zum Einsatz. Zusätze wie Chrom oder Nickel erhöhen die Rostbeständigkeit, Wolfram und Molybdän steigern die Temperaturfestigkeit, Titan erhöht die Zähigkeit. Diese Modifikationen bringen jedoch auch Einschränkungen mit sich: Die Schärfbarkeit leidet, Schleifsteine neigen zum Zusetzen, und in manchen Fällen sinkt die Standzeit. Was für Schraubwerkzeuge von Vorteil ist (Härte und Zähigkeit), kann bei Schneidwerkzeugen wie Stemmeisen zu Nachteilen führen.

Bei handgeführten Schneidwerkzeugen überwiegen oft die Vorteile des Kohlenstoffstahls. Daher kommen in vielen hochwertigen Stemmeisen nach wie vor Werkzeugstähle mit hohem Kohlenstoffanteil zum Einsatz. Traditionelle japanische Stemmeisen bestehen häufig aus reinem Kohlenstoffstahl. Stemmeisen europäischer Hersteller wie Kirschen, MHG oder NAREX verwenden legierte Stähle, die durch ihre spezielle Zusammensetzung dennoch gut schärfbar bleiben. Die Wahl des geeigneten Materials hängt vom Anwendungsbereich und den individuellen Vorlieben ab.